Minsk – Die fünf Maiskolben
In den 1970er–1980er Jahren beschlossen die Stadtplaner von Minsk, im Umfeld des Komarowski Marktes (russ.: Komarovka) ein markantes Ensemble von fünf Hochhäusern zu errichten. Die ersten Gebäude entstanden ab 1982, die letzten wurden erst in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre bzw. um 2000 fertiggestellt. Bauart: innovative monolitisch‑rahmenartige Konstruktionen – damals erstmalig in Belarus.
Ursprünglich als schlichte rechteckige Wohnbauten geplant, erhielten die Gebäude dank der Entwürfe von Architektin Olga Ladygina und Architekt Wladimir Pushkin ihre auffällige Form – um historische Balkone ergänzt, die wie Maiskolben aussehen und ihnen den volkstümlichen Spitznamen „Kukurúzy“ gaben.
Die fünf Türme kurz vorgestellt
Die fünf Hochhäuser stehen entlang der Straße Vera Chorožej und nummeriert von der entferntesten zu dem Markt am nächsten gelegenen. Alle etwa 16 Etagen hoch, mit runden Balkonen als auffälligem Gestaltungselement. Hier in der Reihenfolge:
Nr. 24/2 – erste errichtete “Kukurúza”, Fertigstellung 1982, damals ohne verglaste Balkone und auf einer Postkarte Minsks abgebildet.
Nr. 18/1 – die dritte im Ensemble, bezugsfertig ca. 1988, klassische Wohneinheiten.
Nr. 22 – ursprünglich Wohnhaus, später als Bürozentrum umgewidmet (1998), mit kompakteren, ungewöhnlichen Grundrissen.
Nr. 20er Adresse – vorletztes Gebäude, Industriekonstruktion zenitale, Wohnhaus mit zwei‑Etagen‑Penthäusern (die einen besonderen Status innehaben).
Nr. nächst zum Markt – das fünfte, fertig gestellt Ende der 1990er, mit den geräumigsten Wohnungen und eigener Hausgemeinschaft.
Insgesamt bestand der Bauprozess über fast 30 Jahre hinweg – von der Grundsteinlegung 1972, großen Pause, bis zur endgültigen Fertigstellung um die Jahrtausendwende.
Architektur & technische Besonderheiten
Konstruktion: Die „Kukurúzy“ gelten als die ersten monolithisch‑rahmenartigen Hochhäuser in Minsk bzw. Belarus. Das erforderte spezielle Schalungstechnik und Konstruktionen, weshalb sich der Bau enorm verzögerte.
Formgebung: Die Halbkreis‑Balkone prägen das Gebäudeprofil und schaffen eine auffällige rhythmisierte Fassade, die an Maiskolben erinnert – daher der volkstümliche Name.
Funktionale Mischung: Während die ersten vier in erster Linie Wohnzwecken dienten, wurde das fünfte – am nächsten zum Markt – als ein gehobener Wohn‑ und Bürgemix konzipiert, mit teils zweigeschossigen Wohnungen & Gemeinschaftsmanagement.
Lage & Umfeld
Direkt gegenüber dem Komarowski Markt, dem größten überdachten Lebensmittel-Markt Minsks, bilden die Hochhäuser städtebaulich einen markanten Rahmen zur Straße Vera Chorožej. Ursprünglich befand sich dort eine Busstation, die mit dem Baustart weichen musste.
Im Viertel um den Markt entstanden parallel diverse Gewerbe- und Handelszentren („Passazh“, „Parking“, „Impulse“ etc.) auf stillgelegten Industrieflächen aus den 2000er Jahren – eine Transformation, die im Laufe der 2020er Jahre intensiviert fortschreitet.
Alltagsleben & Wahrnehmung
Für viele Bewohner waren die Kukurúzy anfangs ein Prestigeobjekt – mit moderner Infrastruktur und neuer Technik. Doch die lange Bauzeit brachte verbundene Probleme: komplizierte Grundrisse, teils unbeheizte Balkone oder unpraktische Treppenhäuser.
Beliebt bei Architekturliebhabern und Touristen: Die Kukurúzy zählen mittlerweile zu ikonischen Symbolen von Minsk – etwa im Sammelband „Brutalny Wschód II“ zu finden.
Fazit
Die fünf Hochhäuser „Kukurúzy“ spiegeln eindrucksvoll Minsks Wandel von der sowjetischen Perestroika-Planung zur postsowjetischen Stadtentwicklung wider. Sie verbinden technische Neuerung, ästhetische Eigenarten und städtebauliche Bedeutung – direkt im Schatten des Komarowski Marktes.
Ein unverwechselbarer Stadtteil mit lebendiger Geschichte und identitätsstarker Architektur.
Im Frühsommer 2025 habe ich bei den 5 Maiskolben gewohnt welche auch auf dem Weg zum Kamorowski Markt und der Innenstadt lagen. Irgendwie haben speziell diese Hochhäuser mit ihrer Prägnanz, eine ganz besondere Ausstrahlung. Insbesondere als Fotomotiv.











