Minsk – die Zweite 2025

… jetzt kenne ich Minsk mit Winterjacke – also nochmal ohne Winterjacke.
Mai – Juni 2025 – 7 Wochen müssen schon sein.

Im Nachhinein gibt es doch einiges was ich in Minsk verpasst habe. Zum einem war meine erste Reise nach Minsk im Herbst. Mag heissen – Regen, alles war diesig, grau und zu guter Letzt waren alle Wasserspiele, es soll in Minsk über 100 geben, nicht mehr in Funktion.
Es war also nicht gerade als gemütlich zu bezeichnen wenn man im sonnigen Andalusien lebt.

Hinzu kommen noch einige Dinge welche ich schlecht vorbereitet hatte was mir den Aufenthalt in Minsk etwas erschwert hatte.
Zugegeben, die gigantischen Dimensionen von Minsk habe ich einfach unterschätzt und das meiste war dann doch nicht, mit einem schnellen Spaziergang zu erreichen.
So empfand ich das erkunden der Stadt zu Fuß als endlose und ausufernde Wanderung, auf welcher die gelaufenen Kilometer im Nachhinein sehr gut in meiner google-Map zu sehen waren – Anstrengend, denn es waren immer mehr als 10 Kilometer.

Nun gut – mit ein paar Tagen Zeit könnte man sagen das man in Minsk war.
Mir ist das aber zu wenig.

Deshalb zieht es mich wieder in die Stadt zurück und ich denke Spätfrühling und Frühsommer sind dafür eine gute Zeit.
Sicher kommt dann noch der besondere Flair der Stadt dazu, dass der harte Winter endlich für die Minsker vorbei ist und es die Bewohner auf die Strasse treibt.
Denn die Grundstimmung in Minsk empfand ich als sehr positiv.
Sehr nette und hilfsbereite Menschen!
Minsk macht wirklich Spass!

Was habe ich verpasst

In Metropolen geht man immer davon aus das alles Interessante mehr oder weniger im Zentrum liegt. In Minsk trifft das nur bedingt zu. So liegt die Tetris Staatsbibliothek ca. 8 km ausserhalb des Zentrums.
Auch das Museum des grossen Vaterländischen Krieges liegt einen ordentlichen Fussmarsch ausserhalb des Zentrums und in entgegen gesetzter Richtung der Nationalbibliothek.
Das gleiche gilt für das Drum-herum um den Sportpalast sowie der Gorky Park mit seinem Riesenrad.
… und letztendlich könnte man fast sagen das Minsk zwei Gesichter zu bieten hat. Eines am Tag und das bunt beleuchtete in der Nacht.

Mit meinen fotografischen Vorhaben bin ich auch eher bescheiden weitergekommen und hätte gut drei Viertel meiner Ausrüstung zu Hause lassen können.
Graue Fotos bei Regen sind einfach nicht einladend.

Auf meinem Zettel standen beim letzten Besuch in Minsk das Keks Café und ein paar andere Lokalitäten auf welche ich in Instagram aufmerksam geworden bin und welche ich unbedingt noch sehen möchte.
… und natürlich standen viele Fotos von der Metro, die bunt beleuchteten Hochhäuser mit den Spiegelungen im Wasser, dass Minsk Gate und die Staatsbibliothek bei Nacht auf meiner Liste.
… und gerne nehme ich auch die Einladungen von 2 Fotografinnen aus Minsk an, mir die Stadt zu zeigen.

Draniki das Weißrussische Nationalgericht habe ich auch nicht gegessen und die 200 Gramm Wodka, um an die alten Zeiten in Russland zu denken, habe ich ebensowenig getrunken.

Politisches

All zu viel habe ich mit den Bewohnern von Minsk nicht gesprochen, und wenn dann betraf es den Alltag wie zum Beispiel, die Bitte im Hotel, mir ein Taxi zu rufen.
Zwei intensive Begegnungen gab es aber schon welche zwischen den Zeilen aufschlussreich aber nicht repräsentativ zu nennen wären.
„Andere Länder, andere Sitten.“ – und die mediale westliche Darstellung gibt mir natürlich auch zu denken. Aber ich bin kein Freund von vorgefertigten Meinungen welche mir andere vorgeben – und mit 5% Wissen möchte ich keine 100% Meinung vertreten.
Das hier und jetzt, damit meine ich die westlichen Sichtweise, ist dann doch nicht 1 zu 1 auf alle Länder übertragbar.
… und am liebsten mache ich mir selbst ein Bild oder sehe es wie Alexander von Humboldt.

„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, welche sich die Welt nie angeschaut haben.“

Aber meine Feststellung, auch wenn sie eher erahnt ist, stimmte mit dem westlichen Narrativ zu Weißrussland keineswegs überein. Zumal diese im Westen seit über 25 Jahren in Stein gemeißelt gelten.
In 25 Jahren gibt es überall Veränderungen und oft zum positiven.
Vielleicht hat Weißrussland gerade deswegen eine Faszination für mich, dass denen westlicher Tourismus egal war und ist.

Ein Personenkult was Präsident Lukaschenko „Batka“ (Väterchen) betrifft war nirgends sichtbar. Das gleiche bezieht sich auf die Polizeipräsenz. In den 9 Tagen habe ich ein Polizeiauto und zwei Polizeibeamte gesehen.
Selbst an den Regierungsgebäuden war keine Bewachung ersichtlich.
Zwar gab es ab und zu Hinweisschilder das Fotografieren verboten ist. Aber ich hatte nicht den Eindruck das dies geahndet wird.
Sicher, die Weißrussische Flagge war häufig zu sehen.

… und die alberne Regenbogenflagge war erfreulicherweise nirgends zu sehen.
Ebenso wenig nahm ich soziale Verwahrlosung und offen zur Schau gestellte Dekadenz wahr.

Politische Werbung oder Propaganda nahm ich auch nicht wahr, abgesehen von vereinzelten Werbetafeln was das Militär betrifft und einiges was den „Grossen vaterländischen Krieg“ angeht.
Aber mit einem Viertel Toten der Bevölkerung im 2. Weltkrieg ist das auch nicht verwunderlich.
Das Land wurde von den Deutschen buchstäblich total verwüstet.

Mein Interesse an Weißrussland ist in den letzten Jahren stetig weiter gewachsen.
Auch deshalb möchte ich in Minsk einige Zeit verbringen.
Gerade über Instagram habe ich jetzt auch die Möglichkeit die Menschen persönlich vor Ort kennen zu lernen.
Das nehme ich mit aller Freude natürlich liebend gerne an!

Auf geht’s.)

Ergänzung zu Minsk – Sehr gute und sympathisch präsentierte Informationen über Minsk findet ihr auf der Youtube und Instagram Seite von Anfisa.
Toll gemacht – Anfisa fängt mit jedem Reel die Stimmung in Minsk liebevoll ein!
Leider nur in Englisch.
https://www.youtube.com/@AnfisaBELARUS
https://www.instagram.com/anfisabelarus

Empfehlenswert ist das Buch von Peter Scholl-Latour „Russland im Zangengriff“, welches Weißrussland näher behandelt und auch auf die Geschichte des Landes eingeht.
Auch wenn das Buch von 2007 ist, ist es heute aktueller denn je – und Peter Scholl-Latour war Zeitlebens ein journalistisches Schwergewicht welcher bis heute eine nicht zu schliessende Lücke hinterlässt.
Das Buch ist auch als Hörbuch auf YouTube zu finden.